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On the saf(v)e side: Informelle Wirtschaftsvereinigungen und Zukunftsaspirationen in der äthiopischen Diaspora

Social and Cultural Dimensions of Resources Hardenberg kleinFoto: Sophia ThubauvilleFörderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Förderzeitraum: April 2021 – März 2024

Projektleitung: Dr. Sophia Thubauville (Frankfurt am Main), Dr. Elias Alemu (Hawassa)

Projektmitarbeiter: Dr. des. Kim Glück (Frankfurt am Main), Dr. Worku Nida (University of California at Riverside, Los Angeles), Dr. Sebhatleab Tewolde Kelati (FH Frankfurt am Main), Debela Gindola (Hawassa), Marius Heimer (stud. Hilfskraft, Frankfurt am Main)


In letzter Zeit haben mehrere Ethnologen betont, dass die Ethnologie einen enormen Beitrag zur Erforschung der Zukunft leisten könnte. Eine weitere aktuelle Forderung ist die nach mehr Studien über das "Gute", anstatt sich auf das zu konzentrieren, was Ortner (2016) "dark anthropology" nennt. Das Projekt will neue Erkenntnisse über diese wichtigen und neuen Bereiche der ethnologischen Forschung gewinnen, indem es untersucht, wie Menschen durch informelle Spar- und Versicherungspraktiken auf ein "gutes Leben" und eine "gute Zukunft" hinarbeiten.

Als weltweites Phänomen sind informelle Spar- und Versicherungsverbände auch in Äthiopien ein wichtiger Aspekt der Gesellschaft. Mitglieder gehören allen Ebenen der Gesellschaft an, vom Schuhputzer bis zum erfolgreichen Geschäftsmann. Die Einführung formaler Alternativen hat ihrer Popularität nicht geschadet. Zudem werden dieselben Verbände in der äthiopischen Diaspora in Ländern mit diversifizierten formalen Finanzinstitutionen praktiziert.

Das Forschungsprojekt gliedert sich in vier Teilprojekte, die Äthiopien und seine größten Diasporapopulationen (USA, Israel und Südafrika) umfassen. Während in Äthiopien der Schwerpunkt der Forschung auf der Ermöglichung der Auswanderung durch informelle Spar- und Versicherungsverbände liegt, konzentrieren sich die Projekte in der äthiopischen Diaspora auf die Veränderungen und Kontinuitäten der informellen Spar- und Versicherungsverbände von Personen, die ihre Heimat verlassen haben. Die drei Länder USA, Israel und Südafrika wurden ausgewählt, weil sie die größten Diasporagemeinschaften beherbergen, sich in vielerlei Hinsicht unterscheiden und daher für die vergleichende Forschung sehr interessant sind.

Sparen und Versichern sind eng mit persönlichen und kollektiven Zukunftsvorstellungen und einem "guten Leben" verbunden. In Äthiopien stellen sich viele junge Menschen ein "gutes Leben" und eine bessere Zukunft außerhalb ihres eigenen Landes vor und investieren daher in informelle Spargruppen, um das für die Auswanderung benötigte Geld zu sparen. Die in der Diaspora lebenden Äthiopier haben andere Vorstellungen von einem "guten Leben" und der Zukunft, die von ihrer Heimat, ihrer Erfahrung mit Migration und den Normen ihres Gastlandes geprägt sind. Spar- und Versicherungsgruppen in der Diaspora scheinen einen Raum zu schaffen, um eine gemeinsame Identität zu bewahren, die Verbindung zur Heimat aufrechtzuerhalten und nicht zuletzt Geld zu sparen, um auf ein "gutes Leben" und eine "gute Zukunft" hinzuarbeiten.

Das Forschungsprojekt zielt darauf ab 1) die Unterschiede und Parallelen zwischen informellen Spar- und Versicherungsverbänden in den untersuchten Gemeinschaften zu dokumentieren, 2) die unterschiedlichen Bestrebungen und Ideen einer Zukunft zu verstehen, die hinter den Praktiken des Sparens und Versicherns in solchen Verbänden stehen, und 3) zur Ethnologie des "guten Lebens" und der Zukunft im Kontext von Migration und Transnationalismus beizutragen.