Wirtschaftliche Dynamiken
Welche Arten von Verflechtungen lassen sich zwischen lokalen Wirtschaftspraktiken und globalen Ökonomien beobachten?
Welche Koexistenz verschiedener wirtschaftlicher Praktiken lässt sich beobachten, wenn Mobilität und lokale Einbettung zusammentreffen?
Diesen und anderen Fragen gehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rahmen des For-schungsschwerpunktes „Wirtschaftliche Dynamiken“ nach. Sie untersuchen transnationale Netzwerke und deren Ausprägung nicht nur in marktwirtschaftlicher, sondern auch in sozialer, politischer und religiöser Hinsicht, das heißt, es geht letztlich um die Verflechtung von lokalen ökonomischen Praktiken und Logiken auf der einen sowie globalen Wirtschaftsmodellen und Zusammenhängen auf der anderen Seite. Die entsprechenden Projekte basieren auf einer engen Zusammenarbeit mit Forscherinnen und Forschern aus Äthiopien, Zentralasien, dem Kaukasus, Pakistan, Israel und der Schweiz, die sich jeweils in unterschiedlichen Karrierephasen befinden. Dabei werden die Forschungsergebnisse in Form von Vorträgen und Publikationen zur Dis-kussion gestellt und im Rahmen von Lehrveranstaltungen sowie der Betreuung von Bachelor-, Magister- und Doktorarbeiten für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses nutzbar gemacht.
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Die Einsicht in die grundlegende Bedeutung ökonomischer Interessen, Vorstellungen und Prak-tiken ist in der Geschichte des Instituts nicht neu. So warnte Frobenius bereits 1921 explizit davor, „Mythen zu untersuchen, ohne das Wirtschaftssystem einzubeziehen“, und dementspre-chend sah Adolf Ellegard Jensen in seinem Buch „Das religiöse Weltbild einer frühen Kultur“ (1948) sowie in seinem Hauptwerk „Mythos und Kult bei Naturvölkern“ (1951) eine Verbin-dung zwischen dem weltweit verbreiteten Mythologem der getöteten Gottheit und der Ökono-mie der sogenannten „frühen Pflanzerkulturen“. Die Monographien der Institutsmitglieder, die zwischen den 1930er und 1950er Jahren nach Äthiopien, Indien, Bolivien oder Venezuela reis-ten, beinhalteten regelmäßig Kapitel, in denen es nach klassischem Muster unter anderem um Landwirtschaft, pastoralen Nomadismus oder Handwerk ging. Ab den 1960er Jahren erschie-nen in der institutseigenen Schriftenreihe Studien zur Kulturkunde mehr als zwanzig Bände zu wirtschaftsethologischen Themen, darunter zu ökonomischen Rollen in einem liberianischen Dorf (1967), Eisenproduktion im subsaharischen Afrika (1976) und Hirtenarbeit im Niger (1998). Fragen der Ökonomie waren auch Gegenstand mehrerer Aufsätze von Eike Haberland, von denen der letzte 1984 im Band 30 der Zeitschrift Paideuma veröffentlicht wurde – einer Festschrift für den Nomadismusforscher Rolf Herzog mit dem Titel „Wirtschaftsethnologische Studien“.
Im Vergleich zu älteren Forschungen liegt das Augenmerk heute stärker auf Prozessen der in-ternationalen Verflechtung und der Globalisierung beziehungsweise des Wandels generell. So geht es zum Beispiel in einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Vorhaben um Handelsnetzwerke und Migration zwischen der Sahelzone und Südostasien. Da-neben behandeln die von Roland Hardenberg geleiteten Teilprojekte des Sonderforschungsbe-reiches „RessourcenKulturen“ unter anderem die Folgen von britischem Extraktivismus für die lokale Kultur und Gesellschaft in Spanien, die Kommerzialisierung und Kommodifizierung von religiösen Ressourcen in Süd-und Zentralasien sowie, ebenfalls in Bezug auf Südasien, die Fra-ge, wie sich das globale Ziel einer nachhaltigen Entwicklung auf indigene landwirtschaftliche Praktiken auswirkt.
Mit Unterstützung der VolkswagenStiftung untersuchte außerdem ein interdisziplinäres und internationales Team mit mehr als zwölf Beteiligten, zu denen BA-, MA- und PhD-Studierende ebenso gehören wie erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, in sieben Teilprojek-ten unter der Nachwuchsgruppenleitung von Susanne Fehlings Kleinhändlerinnen und -händler, informelle Märkte und Handelsbeziehungen in Eurasien entlang der ehemaligen Seidenstraße beziehungsweise im Kaukasus (Georgien und Armenien), in Zentralasien (Kirgistan und Ka-sachstan) und in China. Ein zusätzliches Modul thematisiert insbesondere die Covid-19-Pandemie beziehungsweise deren Einfluß auf den informellen Handel und auf die individuelle Kooperation innerhalb chinesisch-eurasischer Geschäftsverbindungen. Dabei unterhalten die beteiligten Personen im Kleinhandel komplexe Beziehungen zu verschiedenen staatlichen Insti-tutionen. Sie sind einerseits in lokalen Kontexten verankert, andererseits aber auch international stark vernetzt und sehr mobil. Von daher erscheinen sie als wichtige Agierende im Zuge einer „Globalisierung von unten“. Auch nachdem die Projektförderung der VolkswagenStiftung im Winter 2024 ausläuft, soll das Projekt weitergeführt werden. Ein Großteil der Projektdaten wurde bereits in das Kaukasus-Archiv überführt. Ein Folgeantrag ist in Arbeit, Projektergebnisse werden weiterhin publiziert.
Ein weiteres international zusammengesetztes Team forscht unter der Leitung von Sophia Thu-bauville über informelle Spar- und Versicherungsverbände in Äthiopien sowie in der äthiopi-schen Diaspora in den USA, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Israel und Kenia. Ausge-hend von der These, dass in solchen Spar- und Versicherungsverbänden Vorstellungen von einem „guten Leben“ beziehungsweise einer besseren Zukunft zum Ausdruck kommen, unter-suchen die Beteiligten, wie sich ökonomische Praktiken und soziale Ordnungen ändern, wenn sie in der Folge von Migration auf neue Rahmenbedingen treffen. Gefördert wird das Projekt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft sowie durch ein zusätzliches Postdoc-Stipendium der Gerda Henkel Stiftung. Die Universität Hawassa (Äthiopien) agiert als gleichberechtigte Projektpartnerin mit eigenen Mitteln für Forschung und Ausstattung.
Die Arbeit im Forschungsschwerpunkt „Wirtschaftliche Dynamiken“ soll in den nächsten Jah-ren ausgebaut und vertieft werden. Dazu plant das Institut im Rahmen der dritten Förderphase des Sonderforschungsbereiches „RessourcenKulturen“ verschiedene Untersuchungen nicht-westlicher Konzepte und Praktiken im Bereich der Ökonomie. Ein zum Abschluss dieses Sonderforschungsbereiches als Grundlagenwerk für die kulturwissenschaftliche Betrachtung von Ressourcen angelegter Sammelband befindet sich in Vorberei-tung.
Diese Auswirkungen sind auch Gegenstand eines geplanten Anschlussprojektes. Darüber hin-aus beteiligt sich das Institut mit einem Vorhaben zum Thema „Extraktivismus, Widerstands-bewegungen und Umweltkonzepte“ an einer von der Ruhr-Universität Bochum und dem Deut-schen Bergbau-Museum Bochum getragenen Initiative, die auf die Einrichtung eines neuen Sonderforschungsbereichs mit dem Titel GeoRessourcenVerflechtungen und WeltAneignungen zielt.
Zwei kleinere Projektvorhaben, in denen Themen aus verschiedenen abgeschlossenen Projekten zusammengeführt und transregionale Fragestellungen anvisiert werden, befinden sich aktuell in der Umsetzung:
1) Bei dem Programm Point Sud wurde ein Workshop an der Universität Legon in Accra bean-tragt, in dem neue Forschungsanträge entwickelt werden sollen, in denen es um wirtschaftliche und intellektuelle Netzwerke gehen soll, die zwischen Afrika, Asien und Eurasien operieren. Zum gleichen Thema wird ein Panel bei der European Conference of African Studies 2025 in Prag eingereicht.
2) In Zusammenarbeit mit dem Ikonenmuseum Frankfurt wird zurzeit ein Projekt zum Handel mit religiösen Paraphernalien in Äthiopien, Israel und Georgien umgesetzt, an dem auch Studie-rende beteiligt werden. Hierzu wurden Mittel der Stadt Frankfurt in Höhe von 10.000 Euro ein-geworben. Im Zuge des Projektes werden Objekte für die Ethnographische Sammlung erwor-ben und dann inventarisiert.
Auch die in diesem Zusammenhang gesammelten Daten und Objekte werden in die Sammlun-gen und Archive des Frobenius-Instituts überführt.
Abgeschlossene und laufende Drittmittel-Projekte
RessourcenKulturen von Reis und Weizen in Süd- und Zentralasien. Religiöse und (agrar-) ökonomische Dimensionen von Getreide
(Roland Hardenberg, SFB 1070, 2021–2025)
Cultural entrepreneurship and digital transformation in Africa and Asia
(Richard Kuba, als Kooperationspartner BMBF, 2021–2024)
Die Bürokratisierung der afrikanischen Gesellschaften
(Mamadou Diawara, Max Weber Stiftung, 2017–2021)
Die Suche nach einem „guten Leben“. Strategien zur Sicherung des Lebensunterhalts im Iran und in Deutschland
(Mirco Göpfert, Roland Hardenberg, DAAD, 2020–2021)
Informal markets and trade in Central Asia and the Caucasus
(Susanne Fehlings, VolkswagenStiftung 2016–2021)
On the saf/ve side: informal economic associations and future aspirations in the Ethiopian diaspora
(Sophia Thubauville, Elias Alemu, DFG, 2021–2024)
From „poor man’s food“ to „nutri-cereals“: emergence of a new millet assemblage in Odisha, India
(Roland Hardenberg, Förderzeitraum 2021-2023, DFG)
Abgeschlossenes Projekt ohne zusätzliche finanzielle Förderung
Dorf und Stadt in Ozeanien
(Holger Jebens)
Kosmologien und religiöse Praxis
Welche dynamischen Beziehungen und Spannungen gibt es zwischen verschiedenen religiösen Traditionen, zwischen religiösen und nicht-religiösen Bereichen sowie zwischen Kosmologien und religiöser Praxis?
Welchen Einfluss haben Religionen auf die Entstehung von Konflikten, inwieweit be-stimmen sie deren Gestaltung und tragen sie möglicherweise dazu bei, dass Konflikte durch Aushandlungen beigelegt werden?
Dies sind nur einige der Fragen, die im Forschungsschwerpunkt „Kosmologien und religiöse Praxis“ behandelt werden. Mit dem Phänomen des christlichen Fundamentalismus, dem Zu-sammenhang zwischen Hindu-Religionen und indischem Königtum sowie Veränderungen des gelebten Islam stehen in den entsprechenden Projekten verschiedene Themen im Fokus, deren Bedeutung in den letzten Jahren auch über den akademischen Rahmen hinaus weltweit zu-nimmt. Dabei werden Religionen als Arenen verstanden, in denen unterschiedliche und oft auch konfligierende Interessen, Emotionen und Überzeugungen aufeinandertreffen. Es geht mit einer dezidiert religionsethnologischen und praxeologischen Perspektive in erster Linie um Äußerun-gen und Handlungen, also um das, was die Menschen etwa über ihre Glaubensvorstellungen sagen und darum, was sie im Rahmen von Ritualen und Alltagsleben konkret tun.
Betrachtet man die Geschichte des Instituts, so stehen heutige Forschungen zu religiösen Über-lieferungen und Praktiken in einer Tradition, die im Grunde bereits mit Frobenius beginnt: Er stand in engem Austausch mit den Religionswissenschaftlern seiner Zeit wie etwa Karl Kerényi, der wiederum mehrfach in der Institutszeitschrift Paideuma publiziert hat. Eine von Frobenius angelegte Exzerptur zu Motiven der „Weltmythologie“ gehört ebenso zu den Archivbeständen des Instituts wie das auf Hermann Baumann zurückgehende „Afrikanische Mythen- und Mär-chenarchiv“, das in den 1960er Jahren mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemein-schaft erweitert werden konnte.
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Adolf Ellegard Jensen beschäftigte sich auf der Basis von Forschungsaufenthalten unter ande-rem in Südäthiopien sowie auf der Molukkeninsel Ceram mit grundlegenden Gemeinsamkeiten in der Entwicklung der Glaubensvorstellungen und religiösen Handlungen fremder Völker. Sein Hauptwerk „Mythos und Kult bei Naturvölkern“ (1951) fand zwar in der zeitgenössischen englischsprachigen Gelehrtenwelt wenig Resonanz, besitzt jedoch aus heutiger Sicht den Rang eines Solitärs. Der Erinnerung an den zweiten Direktor des Frobenius-Instituts sind die 1997 eingerichteten „Ad.E. Jensen-Gedächtnisvorlesungen“ gewidmet, in deren Rahmen bisher unter anderem die „Farbe des Heiligen“ (Michael Taussig, 2004), „Kult und Kunst“ (Fritz Kramer, 2010) sowie Religion als eine besondere Form des Sozialen (Maurice Bloch, 2012) behandelt wurden.
Auf Jensen folgten C.A. Schmitz, renommierter Neuguinea-Spezialist und Herausgeber eines Sammelbandes mit dem Titel „Religionsethnologie“ (1964), und Eike Haberland. Dessen Nach-folger Karl-Heinz Kohl veröffentlichte ab Mitte der 1980er Jahre zahlreiche Beiträge zur Religi-onsethnologie Ostindonesiens, wobei sein Augenmerk vor allem der „Wandlungs-“ und „Wi-derstandsfähigkeit“ von Lokalreligion galt. Seine Monographie „Der Tod der Reisjungfrau. Mythen, Kulte und Allianzen in einer ostindonesischen Lokalkultur“ erschien 1998 als erster Band in der von ihm begründeten Buchreihe „Religionsethnologische Studien des Frobenius-Instituts“.
Zu den zum größten Teil langfristig angelegten Projekten im Forschungsschwerpunkt „Kosmo-logien und religiöse Praxis“ gehört Holger Jebens’ Untersuchung melanesischer Cargo-Kulte als einer Sonderform religiös begründeter Befreiungsbewegungen sowie seine auf stationärer Feldforschung basierende Analyse des Verhältnisses von Lokalreligion, Katholizismus und Protestantismus im Bergland von Papua-Neuguinea, die zum Teil Einsichten der sich später etablierenden „Anthropology of Christianity“ vorweggenommen hat. Forschungen von Roland Hardenberg behandeln die Vielfalt der indigenen Religionen Indiens, den Zusammenhang zwi-schen Hindu-Religionen und indischem Königtum sowie Veränderungen des gelebten Islam unter dem Einfluss verschiedener fundamentalistischer Bewegungen in Zentralasien. Die von ihm im Rahmen des Sonderforschungsbereichs „RessourcenKulturen“ geleiteten Projekte unter-suchen die Bedeutung wirtschaftlicher Praktiken und Vorstellungen für religiöse Institutionen (Kirchen, Moscheen und Tempel), Predigten (Christentum, Islam, Hindu-Religionen) und Rituale der Landwirtschaft (tribale Religionen und Islam) in Indien, Iran, Kasachstan und Kirgistan. Im Rahmen dieser und anderer, ebenfalls von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförder-ter Projekte werden Promotionsvorhaben zu religionsethnologischen Themen betreut, Work-shops veranstaltet, Seminare durchgeführt und Publikationen zu Themen wie Animismus, Per-spektivismus und Ritualökonomie vorgelegt. Ein von Hardenberg mitherausgegebener interdis-ziplinärer Sammelband mit dem Titel „Ritual and Social Dynamics in Christian and Islamic Preaching“ zum Beispiel erschien 2024 bei Bloomsbury.
Die Religionsethnologie verfügt zwar im deutschsprachigen Raum über eine lange Tradition, für die unter anderem die Werke von Konrad Theodor Preuß, Carl Strehlow und P.W. Schmidt stehen, sie wird aber in der heutigen universitären Ethnologie beziehungsweise Kulturanthropo-logie nur noch wenig beachtet. Von daher wächst dem Institut eine Sonderrolle zu. Angestrebt ist allerdings, die entsprechende Forschung nicht nur fortzusetzen, sondern auch zu konsolidie-ren und auszubauen. So beteiligt sich das Institut zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Ethnologie und Archäobotanik der Universität Groningen an dem Forschungsverbund „Ce-real Cultures in South and Central Asia“, aus dem verschiedene Drittmittelprojekte zur Untersu-chung der religiösen Bedeutung von Getreide hervorgehen sollen. Bei einem breit angelegten Forschungskonsortium, zu dem neben dem Institut und dem Forschungskolleg Humanwissen-schaften verschiedene Fachbereiche der Goethe-Universität gehören, geht es unter dem Titel „Dynamiken des Religiösen“ um Prozesse des Verstehens und Missverstehens zwischen den monotheistischen Schriftreligionen sowie zwischen diesen, anderen religiösen Überlieferungen und der säkularen Welt. Aus diesem Konsortium entsteht zurzeit eine Initiative für die Grün-dung eines Zentrums zur Untersuchung von religiösen Dynamiken im Rahmen der „Landes-Offensive zur Entwicklung wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz“. Das Land Hessen hat den Vorantrag positiv bewertet und das Antragskonsortium, zu dem auch das Frobenius-Institut gehört, aufgefordert, einen Vollantrag für das Forschungsprojekt „Dynamiken des Religiösen“ zu stellen Die Gründung einer weiteren Einrichtung, nämlich eines Käte-Hamburger Kollegs zu dem Thema „Toxische Religionen“, wird gegenwärtig unter Federführung von Birgit Emich, Roland Hardenberg und Hartmut Leppin beim Bundesministerium für Bildung und Forschung beantragt.
Abgeschlossene und laufende Drittmittel-Projekte
From „poor man’s food“ to „nutri-cereals“: emergence of a new millet assemblage in Odisha, India
(Roland Hardenberg, Förderzeitraum 2021-2023, DFG)
RessourcenKulturen von Reis und Weizen in Süd- und Zentralasien. Religiöse und (agrar-) ökonomische Dimensionen von Getreide
(Roland Hardenberg, SFB 1070, 2021–2025)
Religiöse Dynamiken in der Kafa Region Äthiopiens
(Alexander Chenchenko)
Langfristiges Projekt ohne zusätzliche finanzielle Förderung
Christlicher Fundamentalismus im südlichen Bergland von Papua-Neuguinea
(Holger Jebens)
Kulturanthropologische Archäologie und historische Ethnologie
Welche kulturellen Dynamiken haben in Afrika über Jahrhunderte zur Diversität ver-schiedener Bevölkerungsgruppen sowie zu Stadtentwicklung, Staatenbildung und Handel beigetragen?
Wie äußert sich die Interaktion zwischen indigenen und externen agierenden Personen beim Umgang mit Ressourcen in Asien in politischer, sozialer und kultureller Hinsicht und wie beeinflusst diese Interaktion langfristig die dominanten Formen von Ernährung und Wirtschaftsweise?
Diese und andere Fragen stehen im Zentrum von Forschungsprojekten, die den Reichtum menschlicher Kulturen in seiner aktuellen Vielfalt ebenso untersuchen wie in seiner Verände-rung durch die Zeit. So werden zum Beispiel Themen wie das menschliche Zusammenleben und das Verhältnis zwischen menschlichen Kulturen und ihrer natürlichen Umwelt, nicht nur hin-sichtlich der Gegenwart, sondern auch in diachroner Perspektive sowie in Bezug auf andere Epochen speziell unter archäologischen und historischen Aspekten in den Blick genommen. Die entsprechenden Projekte setzen auf lokale Partizipation und auf lokales Wissen zur Vergangen-heit, sie sind ergebnisoffen sowie multidisziplinär und sie zielen letztlich darauf, das Methoden-spektrum der Kulturanthropologie zu erweitern.
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Der Forschungsschwerpunkt „Kulturanthropologische Archäologie und historische Ethnologie“ hat eine lange Tradition am Institut, zielte doch bereits die von Frobenius begründete Kultur-morphologie letztlich darauf, die Entwicklung schriftloser Kulturen zu verstehen. Frobenius setzte auch immer wieder dezidiert archäologische Methoden ein, zum Beispiel bei Untersu-chungen zur Ife-Kultur in Nigeria (1910), zu neolithischen Steingräbern in Algerien (1914) und zu prähistorischen Ruinen der Mwenemutapa-Kultur in Simbabwe (1929). Zwar sind diese frü-hen Forschungen heute allenfalls noch von fachhistorischem Interesse, jedoch unterschied Fro-benius‘ Einsicht in die Geschichtlichkeit Afrikas ihn von vielen seiner Zeitgenossen und sollte ihm später den Dank afrikanischer Intellektueller wie etwa Léopold Sédar Senghor eintragen.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurden am Institut historische und archäologische Fragen verfolgt, so etwa bei den Forschungen von Frobenius’ Schüler und Nachfolger Adolf Ellegard Jensen und von Hermann Niggemeyer zu Megalith-Kulturen in Afrika, Südostasien und Indien. Mitte der 1980er Jahre trug Eike Haberland wesentlich zur Gründung des interdisziplinären Sonderforschungsbereichs „Kulturentwicklung und Sprachgeschichte im Naturraum Westafri-kanische Savanne“ sowie dazu bei, dass an der Goethe-Universität das Seminar für Völkerkun-de in „Institut für Historische Ethnologie“ umbenannt wurde. Am Frobenius-Institut unterstütz-te er archäologische Ausgrabungen in Südalgerien und ermöglichte die Forschungen des am Institut angestellten Archäologen Gerhard Liesegang in Mali. Haberlands Nachfolger Karl-Heinz Kohl beteiligte sich (ebenso wie nach ihm Holger Jebens) als Antragsteller an dem von Vertreterinnen und Vertretern der Ethnologie und Archäologie gemeinsam betriebenen Gradu-iertenkolleg „Wert und Äquivalent“, und mit Jens Lüning war ein vor- und frühgeschichtlicher Archäologe lange Jahre erst Mitglied und dann Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des Instituts.
Heute beherbergt das Institut mehrere archäologische Drittmittelprojekte, in deren Rahmen eige-ne Ausgrabungen und Surveys durchgeführt werden. Die Beteiligten untersuchen unter ande-rem am Beispiel des Kanem-Borno-Reichs und seiner innerafrikanischen Verbindungen vor dem 15. Jahrhundert die Herausbildung staatlicher Politik und urbaner Siedlungssysteme im Sahelgebiet Afrikas. Diese Entstehungsgeschichte unterscheidet sich oft deutlich von den Pro-zessen, die von nahöstlich oder europäisch geprägten Modellen abgeleitet werden und hat er-heblichen Einfluss auf die heutige politische Kultur der Region. Ebenfalls untersucht wird der Fernhandel im Westafrikanischen Mittelalter mit dem Beginn von überlokalen Wirtschaftssys-temen, Migration und dem Austausch von Waren und Ideen entlang des Nigerflusses, des Sa-hel- und Savannengürtels und durch die Sahara (AD 500–1500). Im Rahmen dieser Projekte leiteten die Institutsmitglieder eigene Ausgrabungen in Tschad, Mali und der Republik Guinea. In den entsprechenden Projekten wird jeweils an der Schnittstelle von Archäologie, schriftlicher Geschichte, mündlicher Überlieferung und – im Fall des Westafrikanischen Fernhandels – his-torischer Linguistik gearbeitet, so dass sie zu einer methodischen Weiterentwicklung der afrika-nischen Vergangenheitsforschung beitragen.
Diese neuen archäologischen Feldforschungen führen teils zum Ausbau der Sammlungen am Institut, meist in Form von Studiensammlungen und Dauerleihgaben der afrikanischen Partner-länder. Es wird in den kommenden Jahren angestrebt, die archäologischen Datensätze, die in den Feldforschungen generiert werden, in die Datenbanken des Instituts als eine gesonderte Kategorie zu integrieren und auch in internationalen Fachdatenbanken (z.B. ariadne plus) auf-find- und nachnutzbar zu machen. Teils können die archäologischen Forschungen auch dazu führen, dass bestehendes Archivmaterial neu kontextualisiert und in Wert gesetzt wird, wie zum Beispiel die Ausgrabungen des Frobenius-Instituts im südlichen Mali in den frühen 1970er Jahren.
Stärker ethnologisch-archäologisch ausgerichtete Untersuchungen behandeln Landschaften auf der iberischen Halbinsel beziehungsweise die dortigen Verflechtungen (entanglements) zwi-schen Lokalbevölkerung und Eingewanderten bei der Nutzung von Ressourcen wie vor allem Erzen. Darüber hinaus haben sich Vertreterinnen und Vertreter der Archäologie, Archäobotanik und Kulturanthropologie zu einem multidisziplinären Forschungskonsortium unter Leitung des Instituts zusammengeschlossen und eine eigene Web-Präsentation entwickelt, um im Rahmen mehrerer deutsch-niederländischer Forschungsprojekte die kulturelle und gesellschaftliche Ein-bettung vor allem von Hirse, Reis und Weizen, das heißt von Getreidesorten zu untersuchen, deren Bedeutung in absehbarer Zeit noch deutlich zunehmen dürfte. Die beteiligten Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftler tauschen ihr jeweils spezielles Wissen über die rechtlichen, religiösen und politischen Aspekte des Umgangs mit Hirse, Reis und Weizen aus, wobei das Konzept der „Assemblagen“ als gemeinsamer Fokus beziehungsweise als gemeinsame Sprache dient.
Für die nächsten Jahre ist geplant, die aktuellen Forschungen zu Handel und Globalisierung in Westafrika zu erweitern. Ein DFG-Projekt zur mittelalterlichen Islamisierung im Tschadbecken befindet sich in der Antragsphase. Hier sollen materielle Neuerungen, wie das Bauen mit ge-brannten Ziegeln, die Ausbreitung muslimisch geprägter Lebensweisen zeitlich und räumlich fassbar machen. Ein Projekt zu den Anfängen des Anbaus von Perlhirse sowie zu den Auswir-kungen von katastrophischen Klimaveränderungen und dem Ausgang der Steinzeiten in Maure-tanien ist ebenso in der Antragsphase, mit vorbereitenden Feldforschungen Ende 2024. Deswei-teren werden verschiedene Workshops und Publikationen geplant, die bis 2025 die Forschun-gen abschließen sollen, die gegenwärtig im Rahmen des von Roland Hardenberg mitgeleiteten Sonderforschungsbereichs „RessourcenKulturen“ (SFB 1070) in Indien, Kasachstan und Spa-nien stattfinden. Darüber hinaus wird die Kooperation mit an der Goethe-Universität tätigen Archäologinnen und Archäologen sowie mit Historikerinnen und Historikern durch gemeinsa-me Lehrveranstaltungen und die Konzeption gemeinsamer Forschungsvorhaben weiter ausge-baut, wobei insbesondere der bereits vorhandene Afrika-Schwerpunkt des Instituts für Archäo-logische Wissenschaften im Mittelpunkt steht.
Abgeschlossene und laufende Drittmittel-Projekte:
From „poor man’s food“ to „nutri-cereals“: emergence of a new millet assemblage in Odisha, India
(Roland Hardenberg, Förderzeitraum 2021-2023, DFG)
Die Tschadseeregion als Wegekreuz. Erste Untersuchungen zu Archäologie und mündlichen Überlieferungen des frühen Kanem-Borno Reiches und dessen innerafrikanischen Verbindungen
(Carlos Magnavita, Dangbet Zakinet, DFG 2019 2024)
Kulturelle Verflechtungen am unteren Guadalquivir. Interagierende RessourcenKulturen und sozio-kultureller Wandel im Süden der iberischen Halbinsel
(Martin Bartelheim, Roland Hardenberg, SFB 1070, 2021–2025)
Lehnwörter und Tauschobjekte. Archäo-linguistische Netzwerkanalyse und -modellierung der kulturellen Verflechtungen entlang des Nigers, zwischen Sahara und Regenwald (700 1500 n. Chr.)
(Henning Schreiber, Nikolas Gestrich, DFG, 2019 2021)
The relationship between pottery form and function through lipid and protein analysis in West Africa (Teilprojekt des DFG-Projektes Lehnwörter und Tauschobjekte).
(Soren Feldborg Pedersen, Nikolas Gestrich, 2021–2024)
Markadugu: the relationship of urbanism and trade to state power in the Segou region of Mali
(Nikolas Gestrich, VolkswagenStiftung, 2016–2021)
Nutzung der Ressource Landschaft und soziokultureller Wandel auf der iberischen Halbinsel
(Martin Bartelheim, Roland Hardenberg, Teilprojekt im SFB 1070, 2017–2021)
Salvage crops, „savage“ people: a comparative anthropological and archaeobotanical investigation of millet assemblages in India
(Roland Hardenberg, Niederländische Forschungsgemeinschaft, 2021–2025)
Vom „Arme-Leute-Essen“ zum „Nutri-Getreide“. Zur Entstehung einer neuen Hirse-Assemblage in Odisha, Indien
(Roland Hardenberg, DFG, 2021 2023)
Projekte in der Antragsphase
Planting pomegranate trees, creating gardens, making paradise: from Ancient Mesopotamia to California
(Susanne Fehlings)
Extraktivismus, Widerstandsbewegungen und Umweltkonzepte: Die Verflechtung von Umweltdispositiven im Hochland von Odisha, Indien
(Roland Hardenberg, Teilprojekt in der SFB-Initiative „GeoRessourcenVerflechtungen und WeltAneignungen“ der Montanarchäologie der Universität Bochum, Antragsphase)
Fachgeschichte und Provenienz
Welche Bedeutung hat eine kritische Reflektion der Fachgeschichte für die Weiterentwicklung der Ethologie im 21. Jahrhundert?
Wie kann das Potenzial ethnologischer Archive und Sammlungen durch innovative Zusammenarbeit mit Herkunftsgesellschaften neu erschlossen werden?
Als eines der ältesten kulturanthropologischen Forschungseinrichtungen im deutschsprachigen Raum verfügt das Frobenius-Institut über umfangreiche Archive die, wie im Falle des Vor- und Nachlassarchivs, kontinuierlich erweitert werden. Auf dieser breiten Basis aber auch unter Heranziehung von Dokumenten externer Archive stellt der Forschungsschwerpunkt Fachgeschichte ein Alleinstellungsmerkmal im deutschsprachigen Raum dar. Bei der Analyse dieser Bestände geht es nicht zuletzt um eine Versachlichung der oft emotional geführten Debatte über die historische Rolle des Faches Ethnologie sowie um eine kritische Auseinandersetzung mit dem Namensgeber des Instituts. Neben der engen Wirkungsgeschichte des Instituts werden insbesondere kritische und selbstreflexive fachhistorische Studien betrieben, die sich mit den einzelnen Ethnologinnen und Ethnologen, ihren Arbeiten und Vernetzungen zu unterschiedlichen Zeiten auseinandersetzen. Mehrere Forschungsprojekte und zahlreiche Publikationen entstanden aus diesem Schwerpunkt, so untersucht zurzeit ein in Wien angesiedeltes Projekt in engster Kooperation mit dem Frobenius-Institut die engen fachlichen Verbindungen zwischen Wien und Frankfurt von der Zwischenkriegszeit bis in die Nachkriegszeit. Aktuell leiten zwei MitarbeiterInnen des Instituts die AG Fachgeschichte der Deutschen Gesellschaft für Sozial- und Kulturanthropologie.
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Eine Besonderheit des Forschungsschwerpunktes Fachgeschichte ist die Reihe von Publikumsausstellungen, die aus den verschiedenen fachhistorischen Fragestellungen heraus entwi-ckelt wurden: u.a. 2016 in Berlin (Martin-Gropius-Bau), 2017 in Mexico City (Museo Nacional de Antropología), 2019 in Frankfurt am Main (Museum Giersch), 2021 in Zürich (Museum Rietberg), 2023 in Darmstadt (Hessisches Landesmuseum) und in Paris (Musée de l’homme) sowie 2024 in Frankfurt am Main (Weltkulturen Museum).
Die Archive des Instituts sind zudem eine wichtige Quelle der Provenienzforschung. Schon lange vor der aktuellen Restitutionsdebatte hat das Institut begonnen, in enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den betreffenden Ländern sowie mit lokalen beziehungsweise indigenen Gemeinschaften unveröffentlichte Originalquellen systematisch zu transkribieren, zu übersetzen und teilweise zu publizieren. Häufig ging die erste Initiative für solche Projekte von Vertretern der Herkunftsgesellschaften aus. Dabei bearbeitet das Institut seine reichen Bestände im Sinne der 2020 veröffentlichten „Drei Wege-Strategie für die Erfas-sung und digitale Veröffentlichung von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in Deutsch-land“ (Zugang – Transparenz – Kooperation). Diese drei Wege werden nicht als eine vorab festgelegte „Top-Down-Strategie“, sondern als ein offener Prozess verstanden. Ein Weg, insbe-sondere die historische Bildbestände zu teilen sind etwa gemeinsam kuratierte Ausstellungen sowie die Übergabe digitaler und analoger Kopien – unter anderem 2008 in Ouagadougou (Burkina Faso), 2012 in Abuja, Ife, Makurdi, Minna und Yola (Nigeria), 2015 in Addis Ababa und Jinka (Äthiopien), 2017 in Dakar (Senegal), 2019 und 2021 erneut in Addis Ababa (Äthi-opien) sowie 2022 in Derby (Australien).
Auf eine ethnologisch informierte und damit kulturell sensible Art und Weise macht das Institut so historisches Quellenmaterial den Menschen in den Regionen und Ländern zugänglich, in denen es im Laufe des 20. Jahrhunderts entstanden ist. Dabei kommen den Fotografien und Zeichnungen aus der ansonsten sehr bilderarmen Frühzeit des 20. Jahrhunderts ebenso eine besondere Bedeutung zu wie den unveröffentlichten Reiseta-gebüchern, Feldnotizen und Briefen, die vor Ort oft die frühesten Schriftquellen darstellen. In den vergangenen Jahren wurden etwa eine Reihe umfangreicher Manuskripte der Äthiopienfor-schungen des Instituts aus den 1950er und 1960er Jahren ins Englische übersetzt und publiziert. Ebenso wurden die Archivbestände der Expeditionen des Instituts in den australischen Kimberley 1938-39 und 1954-55 transkribiert, ins Englische übersetzt und den inte-ressierten Aboriginal Corporations zur Verfügung gestellt.
Die in gemeinsamer Forschungsarbeit erfolgende Erschließung der Archivbestände profitiert erheblich davon, dass die Menschen aus den Herkunftsländern auf der Basis von lokalem Wis-sen ihre eigenen Ontologien und Bedeutungszusammenhänge einbringen. Voraussetzung dafür sind langjährige und vertrauensvolle Beziehungen ebenso wie Offenheit und Sensibilität gegen-über den teilweise problematischen ethischen Kontexten der Entstehung der Dokumente sowie gegenüber den spezifischen lokalen Bedürfnissen, denen die Forschung dienen sollte (Ge-schichte für wen?). Die multiperspektivische und selbstreflexive Bearbeitung der Bestände führt zu einer Verständigung über die Art ihrer Erschließung, Publikation und künftigen Verwen-dung sowie letztlich zu einer verantwortungsvollen digitalen Restitution.
Aufgrund ihrer Expertise im Umgang mit Archiven und Sammlungen aus kolonialen Kontexten wurden zwei Mitarbeiter in die auf Anregung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst von der Konferenz der Hessischen Universitätspräsidien eingerichtete Kommission „Koloniales Erbe in Hessen“ berufen. Darüber hinaus existiert eine enge Zusammenarbeit mit der bei der Kulturstiftung der Länder angesiedelten „Kontaktstelle für Sammlungsgut aus kolo-nialen Kontexten“, und Angestellte des Instituts waren beziehungsweise sind im deutschland-weiten „Netzwerk koloniale Kontexte“ aktiv, wobei sie maßgeblich an der Entwicklung von Empfehlungen für „collaborative digitization projects“ mitgewirkt haben.
Zurzeit ist das Institut an einem vom deutsch-französischen Provenienzforschungsfonds zu Kulturgütern aus Subsahara-Afrika finanzierten Projektantrag beteiligt. Ein ab 2025 geplantes Forschungsprojekt, das bereits bei der DFG als Sachbeihilfe eingereicht ist, möchte sich der kollaborierenden Repatriierung von Filmmaterial nach Äthiopien widmen. Für die Zukunft ist geplant, die Arbeit im Forschungsschwerpunkt „Fachgeschichte und Provenienz“ unter anderem mit Projekten zu den umfangreichen und bis dato noch nicht erschlossenen Exzerpturen von Leo Frobenius, Hermann Baumann und László Vajda fortzuführen. Auch soll die bereits begonnene Beschäftigung mit der Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Sozial- und Kulturanthropologie (ehemals DGV) fortgesetzt werden, deren Aktenbestand sich zum großen Teil am Frobenius-Institut befindet. Ferner sind Projekte zu Karin Hahn-Hissink geplant, die für das Fortbestehen des Instituts durch die Kriegsjahre von wesentlicher Bedeutung war, sowie über Ethnologinnen und Ethnologen, die während der NS-Zeit emigrierten. Ein weiteres, etwas breiter angelegtes Vorhaben setzt sich aus einer zugleich historischen und spezifisch ethnologischen Perspektive mit dem Verhältnis zwischen Fach und Institution, das heißt zwischen dem frühe-ren Völkerkundemuseum und der Ethnologie insgesamt auseinander. Hierfür ist auch die enge Zusammenarbeit, die das Frobenius-Institut mit dem Weltkulturen Museum in Frankfurt unterhält, von großem Wert.
Abgeschlossene und laufende Drittmittel-Projekte:
Erschließung unbearbeiteten afrikanischen Erzählguts aus den Beständen des Frobenius-Instituts
(Karl-Heinz Kohl, Sabine Dinslage, DFG, 2005-2008)
Digitalisierung und Erschließung der Ethnographischen Bildersammlung des Frobenius-Instituts
(Karl-Heinz Kohl, Richard Kuba, DFG-LIS 2006-2009)
Ife Objects and Collections in and out of Africa
Musa Hambolu, Editha Platte, British Museum, 2007-2009)
Erschließung und Publikation der unveröffentlichten Lebenserinnerungen von Günther Tessmann
(Karl-Heinz Kohl, Sabine Dinslage, DFG, 2010-2013)
Erschließung und Digitalisierung der Archivbestände zu Äthiopienstudien des Frobenius-Instituts
(Karl-Heinz Kohl, Sophia Thubauville, DFG, 2014-2017)
‚Histoire croisée‘ der Ethnologie in Deutschland und Frankreich im frühen 20. Jahrhundert"
(Richard Kuba, Jean-Louis Georget, ANR, DFG, 2015-2017)
'Histoire croisée' der Ethnologie und der Vorgeschichte in Deutschland und Frankreich bis in die 1960er Jahre
(Richard Kuba, Jean-Louis Georget, ANR, DFG, 2018–2020)
Die deutschen ethnographischen Expeditionen in den australischen Kimberley. Forschungsgeschichtliche Bedeutung, digitale Repatriierung und gemeinsame Interpretation des indigenen Kulturerbes
(Richard Kuba, Martin Porr, DFG, 2020-2024)
Ausbau des Mittel-Indien-Archivs
(Roland Hardenberg, Peter Steigerwald)
PROBAMA
Ziel dieses deutsch-französisch-malischen Projekts ist es die Erwerbspraktiken und Objektkategorien zweier Museumsbestände zu vergleichen und zu bewerten, die unter der
französischen kolonialen Besetzung entstanden sind. Es handelt sich einerseits um die Sammlungen des deutschen Afrikanisten Leo Frobenius, die er im Auftrag des damaligen Museums für Völkerkunde in Hamburg und andererseits um Bestände im du Musée quai Branly, die von Militärs, sog. Entdeckern und Wissenschaftlern unter der französischen Kolonialverwaltung zwischen 1880 und 1914 aus dem "Bamana-Land" im heutigen Mali, dem ehemaligen französischen Sudan, mitgebracht wurden
Projekte in der Antragsphase
"Verteilte Archivierung hybrider Vorlässe (aus den ethnologischen Fächern)"
(Richard Kuba und Sophia Thubauville zusammen mit dem FiD Ethnologie, Berlin und dem Qualiservice, Bremen)
Das ethnographische Archiv. Erschließung, Auswertung und Restitution unveröffentlichter ethnologischer Quellen in Universitäts-, Museums- und Forschungssammlungen des deutschsprachigen Raumes
(Holger Jebens)
Film as process and ethnographic becoming through repatriation of archival footage
(Roland Hardenberg, Igor Karim, Sophia Thubauville, DFG)
Digitalisierung der Exzerptur von Prof. László Vajda
(Richard Kuba, DFG)
Prof. Dr. Francis B. Nyamnjoh
Francis B. Nyamnjoh holds a PhD (1990), from the University of Leicester, UK. He joined the University of Cape Town in August 2009 as Professor of Social Anthropology from the Council for the Development of Social Science Research in Africa (CODESRIA) in Dakar, Senegal, where he served as Head of Publications from July 2003 to July 2009.
He has taught sociology, anthropology and communication studies at universities in Cameroon, Botswana and South Africa. In October 2012 he received a University of Cape Town Excellence Award for “Exceptional Contribution as a Professor in the Faculty of Humanities”, an award renewed in 2017 and again in 2022. In September 2021, he was elected as a fellow by the College of Fellows of the University of Cape Town, in recognition of his research. He is recipient of the “ASU African Hero 2013” annual award by the African Students Union, Ohio University, USA; of the 2014 Eko Prize for African Literature; and of the ASAUK 2018 Fage & Oliver Prize for the best monograph for his book #RhodesMustFall: Nibbling at Resilient Colonialism in South Africa.
He is: a B1 rated Professor and Researcher by the South African National Research Foundation (NRF); a Fellow of the Cameroon Academy of Science since August 2011; a fellow of the African Academy of Science since December 2014; a fellow of the Academy of Science of South Africa since 2016; and chairs the Academic Advisory Board of the Stellenbosch Institute for Advanced Study (STIAS) since 2019.
Christina Henneke (MA)
Telefon: +49-(0)69-79833056
Louise Bechtold (MA)

Telefon:
Workshop Workshop "From Armenian Pomegranates to Urban Gardening: Research perspectives on Gardening, Horticulture and Plants from Transcaucasia and Beyond"
Overview of the workshop's contributions:
Zaal Kikvidze, Botany and Ecology, Ilia State University, Tbilisi, Georgia
"Evolution and Conservation of Agricultural Traditions in Georgia"
Nina Stepanyan-Gandilyan, Plant Taxonomy Department, Institute of Botany of the Armenian National Academy of Sciences, Yerevan, Armenia
"Pomegranate: Interconnected Fates of the Ornamental Motive and Plant-Prototype"
Heiko Conrad, Medieval History and Armenology, Goethe-University Frankfurt am Main; Susanne Fehlings, Frobenius Institute for Research in Cultural Anthropology at Goethe-University, Frankfurt/Main
"Planting Pomegranate Trees, Creating Gardens, Making Paradise: From Ancient Mesopotamia to California"
David Friedman, Studies in Classics, University of Cambridge, GB
"The Hanging Gardens in Ancient Greek and Latin Historians"
Ketevan Gurchiani, Anthropology, Ilia University, Tbilisi
"Zelkova and Mulberry: Protected Trees and Resistance"
Paul Manning, Anthropology, Trent University
"Gardens in Tbilisi"
Lale Yalcin-Heckmann, University of Pardubice, Czech Republic, and associate member of the Max Planck Institute for Social Anthropology, Halle/Saale
"Scented Rose: A Plant or a Commodity?"
Roland Hardenberg, Frobenius Institute for Research in Cultural Anthropology at Goethe-University, Frankfurt/Main
"Millets in India: From 'Poor Men’s Food' to 'Super-Food'"
Sandra Calkins, Free University, Berlin, Berlin
"Touching Plants. Affective Encounters in the Botanical Gardens in Berlin"
Working Paper Series on Informal Markets and Trade
ISSN 2510-2826
Working Paper Series Editorial Board
Susanne Fehlings (Frobenius Institute for Research in Cultural Anthropology, Frankfurt a.M., Germany)
Hasan Karrar (Lahore University of Management Sciences, Pakistan)
Ketevan Khutsishvili (Ivane Javakhishvili Tbilisi State University, Georgia)
Hamlet Melkumyan (Inst. of Ethnography & Archeology, National Academy of Sciences of Armenia)
Philippe Rudaz (United Nations Conference on Trade and Development, Switzerland)
John Schoeberlein (Nazarbayev University, Kazakhstan)
http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/solrsearch/index/search/searchtype/series/id/16223
Publishers of the working paper series are also happy to consider new submissions, provided the manuscript deals with informal markets and trade, broadly defined. If the manuscript passes initial editorial review, we offer friendly, nonblinded peer review, after which the paper will be published electronically and uploaded to the University of Frankfurt Library website. Authors retain copyright.
• No. 1: Fehlings, Susanne & Hasan Karrar (October 2016): Informal Markets and Trade in the Caucasus and Central Asia: A Preliminary Framework for Field Research. Download Working Paper No.1
• No. 2: Hardenberg, Roland & Susanne Fehlings (December 2016): Informality Reviewed: Everyday Experiences and the Study of Transformational Processes in Central Asia and the Caucasus. Download Working Paper No. 2
• No. 3: Rudaz, Philippe (April 2017): The State of MSME Development in Kyrgyzstan. Download Working Paper No. 3
• No. 4: Karrar, Hasan (May 2017): Do Bazaars Die? Notes on Failure in the Central. Download Working Paper No. 4
• No. 5: Melkumyan, Hamlet (February 2018): Informality, Politics and Mutual Support in Armenian Flee Markets. Download Working Paper No. 5
• No. 6: Khutsishvili, Ketevan (March 2018): Marketplaces: Meeting Places in Border Zones of Georgia. Download Working Paper No. 6
• No. 7: Mussin, Arman (March 2018): Patterns of Informal Trade in Petropavl, Kazakhstan. Download Working Paper No. 7
• No. 8: Taalaibekova, Gulniza (April 2018): The Changing Perception of Trade as “Real” Work: The Unmaking of Soviet Workers at the Vernissage in Armenia. Download Working Paper No. 8
• No. 9: Sarsenbaeva, Aigerim (2018): When a Market Prefers to Be Informal: The Case of Kazakhstani Medical Plants. Download Working Paper No. 9.
• No. 10: Pourtskhvanidze, Zakharia & Tskhvediani, Nanuli (September 2021): Cryptolanguage of Georgian Jewish Merchants. Download Working Paper No. 10
• No. 11: Conrad, Heiko (September 2021): A Road as an Empire: Some Remarks about the Most Important Ancient Periods and Powers of and along the Silk Road. Download Working Paper No. 11.
• No. 12: Melkumyan, Hamlet, Fehlings, Susanne, Karrar, Hasan H. & Philippe Rudaz (December 2021): Bazaar Pathologies: Informality, Independent Businesses, and Covid-19 in the South Caucasus. Download Working Paper No. 12.




