Vom 16. bis 22. Juni 2025 trafen sich Wissenschaftler, Doktoranden, Master- und Bachelorstudenten aus Indien, Deutschland und den Niederlanden in der atemberaubenden Bergwelt des Gästehauses Bergkranz der Goethe-Universität im österreichischen Kleinwalsertal.
Diese Sommerschule, die gemeinsam von der Goethe-Universität Frankfurt/Frobenius-Institut (Deutschland), dem Indian Institute of Technology Delhi (Indien) und der Universität Groningen (Niederlande) organisiert wurde, bestand aus interaktiven Vorträgen zu den Themen Konversion, Landwirtschaft, Bildung und Extraktivismus im heutigen Indien. Obwohl diese Themen recht unterschiedlich zu sein scheinen, wurde im Laufe der Woche deutlich, dass es eine gemeinsame Grundlage gibt, nämlich das Phänomen des kulturellen Wandels und die gegenwärtige komplexe und auch schwierige Situation der Indigenen Gemeinschaften (Adivasi) in Odisha.
Die Woche begann mit einer Einführung durch die Organisatoren Prof. Dr. Roland Hardenberg (Goethe-Universität Frankfurt) und Dr. Peter Berger (Universität Groningen), in der die Hauptziele dieser Sommerschule hervorgehoben wurden: die Verflechtungen zwischen „Gods“ (Konversion), „Fields“ (Landwirtschaft), „Minds“ (Bildung) und „Mines“ (Extraktivismus) zu verstehen, ein akademisches Netzwerk aufzubauen und zukünftige Forschungs- und Studienmöglichkeiten zu diskutieren. Die ersten beiden Tage waren hauptsächlich der indigenen Landwirtschaft gewidmet. Die Doktoranden Ashutosh Kumar, Nidhi Trivedi, Suneet Kumar und Indhubala Kesevan stellten ihre Forschungen über Getreidekulturen in Odisha, Indien, vor und im Anschluss wurde der neue Dokumentarfilm „Crops of Life“ (Regie Kunal Vohra/Altair Films) gezeigt, der auf ihren Forschungen basiert.
Am Mittwoch machten die Teilnehmer eine kurze Pause von den Vorlesungen und genossen eine Wanderung im nahegelegenen Gemsteltal unter der Leitung von Dr. Stefan Jocham und Anna Frehse, zwei regionalen Experten, die für den Tourismusverband Kleinwalsertal arbeiten. Während dieser Exkursion bekamen die Teilnehmer wichtige Einsichten in die Geschichte des Tals, die ökologischen Herausforderungen, mit denen es konfrontiert ist, und darüber, wie die lokalen Gemeinden versuchen, ein harmonisches Zusammenleben zwischen Menschen, Tieren und Pflanzen in dieser schönen, aber sensiblen Umgebung zu erreichen. Am Donnerstag wurde das Programm mit Vorträgen und Diskussionen über Massenbildung in Odisha fortgesetzt - ein Thema, das für das Verständnis der Aktivitäten nationaler und internationaler Bergbauunternehmen relevant ist. Dr. James Narendra Bondla (Frobenius Institute) führte in seinem Vortrag „Resource extraction and schooling in India“ in das Thema dieser so genannten Factory Schools ein. Anschließend berichtete Malvika Gupta, DPhil (University of Oxford, UK), in ihrem Vortrag „State policies, extractive industries and Indigenous education: new mode of assimilation?“ aus ihren Forschungen über indigene Bewegungen in Indien und Ecuador. Abschließend teilte die indische Aktivistin Sharanya Nayak ihre Erfahrungen und ihren Film „The Laboratory Project“ über lokale Bildung im Stammesgebiet von Odisha.
Der Freitag war für Seminare und Diskussionen zum Thema kultureller Wandel reserviert. Den Anfang machte Dr. Peter Berger, der den theoretischen Rahmen aus Marshall Sahlins und William Sewells Arbeiten zu „Theory of the Event“ lieferte. Dieser Rahmen bot den Teilnehmer bei den anschließenden Diskussionen sowie dem Verständnis und der Analyse von kulturellem Wandel eine Orientierung. Dr. Baktygul Shabdan (Goethe-Universität Frankfurt) trug mit ihrem Vortrag über den kulturellen und religiösen Wandel im postsowjetischen Kirgisistan ebenfalls zu diesem Thema bei, gefolgt von Assistenzprofessor Aswino Gomango (Maa Manikeshwari University, Odisha), der über die „Christian conversion and Changing Identity of the Saora Adivasi in the Highlands of South Odisha, India“ berichtete.
Der Samstagvormittag war für individuelle Aktivitäten reserviert, wie z. B. die Besteigung eines nahe gelegenen Berges, den Besuch eines Wasserfalls, kürzere Wanderungen oder Souvenirjagd im nahegelegenen Dorf. Am Nachmittag wurde das Programm mit Diskussionen über zukünftige Forschung, Interessenvertretung und Aktivismus in der Sozial- und Kulturanthropologie, Karriere- und Studienaussichten sowie Publikationsstrategien fortgesetzt.
Zwischen den Vorträgen, die sich über die ganze Woche verteilten, trugen die teilnehmenden Studierenden jeweils eigene Präsentationen über ihre Interessen und erste empirische Untersuchungen vor, was das Programm noch interessanter und abwechslungsreicher machte. Nach einer intensiven, lehrreichen und unterhaltsamen Woche mit Seminaren, Diskussionen, gemeinsamen Mahlzeiten und Getränken, Spaziergängen nach dem Abendessen und geteilte Lebensgeschichten genoss die Gruppe am Sonntagmorgen ein gemeinsames Frühstück, bevor sich alle aufmachten, um in die verschiedenen Teile ihrer eigenen, sich ständig verändernden kulturellen Welten zurückzureisen.
Sandra van Meel, Roland Hardenberg und Peter Berger
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