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Reclaiming Narratives: Erforschung indigener Konzepte und transformativer Handlungsfähigkeit durch Filmrestitution und Found-Footage-Filmproduktion

FoA 27 KB031 08 cFI swFörderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Förderzeitraum: Juni 2025 bis Mai 2028

Projektleitung: Dr. Sophia Thubauville

Projektmitarbeiter: Igor Karim (PostDoc), Bersabel Mesfin (studentische Hilfskraft)



In den aktuellen dekolonialen und postkolonialen Debatten innerhalb von Kulturerbe-Institutionen konzentrieren sich europäische Archive aufgrund ihrer umfangreichen Sammlungen aus dem Globalen Süden zunehmend auch auf die Restitution von Filmen (Sarr & Savoy 2019; Ohene-Asah 2022; Campanini, Cheeka & Hediger 2021). Gleichzeitig nehmen Wissenschaftler*innen und Künstler*innen innovative Eingriffe in Filmarchiven vor und wenden Praktiken wie Found-Footage-Filme an, bei denen altes Filmmaterial neu zusammengesetzt wird, um neue Erzählungen zu schaffen, die Vorstellungen von Autorschaft, Herkunft und historischem Kontext in Frage stellen (Fossati 2012; Groo 2012; Knopf 2018; Gaycken 2021). In der Kunsttheorie gibt es zahlreiche Untersuchungen zur Interaktion zwischen Kunstwerken und Betrachtern, wobei sozio-materielle Ansätze die wechselseitige Beziehung zwischen Objekten und den Netzwerken, in denen sie existieren, betonen (Gell 1998; Hennion 1989; DeNora 2000). Darüber hinaus hat die Ethnologie Methoden entwickelt, die indigene Konzepte nicht-reduktiv und vergleichend einbeziehen und eine Neukonzeptionierung durch indigene metaphysische und ontologische Perspektiven ermöglichen (Wagner 1975; Strathern 1988; Viveiros de Castro 2002; Holbraad & Pedersen 2017). Die Wissenschaftler erkennen die erkenntnistheoretischen und politischen Implikationen dieser Methodologie als dekoloniale Bewegung in der Ethnologie an.
Das Forschungsprojekt wird das epistemologische und ethnografische Potenzial von Found-Footage-Filmen in einem transdisziplinären Rahmen erforschen, der Filmrestitution, Found-Footage-Filmproduktion und ethnologische Feldforschung miteinander verbindet. Dies eröffnet neue erkenntnistheoretische Perspektiven für die ethnologische Forschung mit Found-Footage-Filmen. Methodisch basiert das Projekt auf Recherchen in den Archiven des Frobenius-Instituts und der Filmanalyse mit Hilfe computergestützter Methoden. Zudem werden die Forscher*innen Shared-Observation Screenings des Filmmaterials mit den indigenen Gemeinschaften zur Untersuchung der Film- und Medienrezeption durchführen. Im Mittelpunkt des Projekts steht die Produktion von Found-Footage-Filmen durch indigene Filmemacher*innen auf der Grundlage ethnografischer Filmsammlungen des Frobenius-Instituts, die zwischen 1950 und 1974 in den Regionen Sidaama und Gedeo in Äthiopien gedreht wurden. Im Rahmen von Künstlerresidenzen werden sich Forscher*innen und indigene Filmemacher*innen auf das Zusammenspiel zwischen neuen Ontologien und historischen Quellen konzentrieren, um den Vorrang des ursprünglichen ethnografischen Autors/Films als Wissensquelle in Frage zu stellen und die Gedächtniskonstruktion auf der Grundlage von Archivmaterial zu untersuchen. Die Forscher*innen werden durch Teilnahme an diesen Residenzen ethnografische Daten über die Beziehungen sammeln, die durch die Found-Footage-Filmproduktion innerhalb der indigenen Gemeinschaften vermittelt und eingebettet werden.